Eine Schleife als Kampagne

Rosa-sløyfe Aktivistin im Gespräch mit junger Frau

Viele Kampagnen benutzen Schleifen als Sinnbild für die Verbundenheit mit dem jeweiligen Thema. Wer sie trägt, unterstützt das Anliegen aktiv. Auch im Fundraising ist das Tragen einer Schleife fest integriert, verbunden mit einer Spende.

Beinahe wäre es niemals dazu gekommen, dass eine Schleife am Revers zum Symbol der Anti-Brustkrebs-Bewegung werden konnte. Die Erfinderin war Charlotte Haley, die gegen Brustkrebs kämpfen wollte. Anfang der 1990er Jahre fertigte sie pfirsichfarbene Bänder von Hand an und verteilte Tausende Bänder mit einer Karte, auf der stand: „Das Jahresbudget des Nationalen Krebsinstituts beträgt 1,8 Milliarden Dollar, nur fünf Prozent davon fließen in die Krebsprävention. Helfen Sie uns, unsere Gesetzgeber und Amerika aufzuwecken, indem Sie dieses Band tragen.“

Geschichte der Rosa Schleife

Daraufhin wurde die Erfinderin auch von Unternehmen und Medien gebeten, die Schleife und deren Botschaft zu zeigen. Doch Haley lehnte ab. Sie hielt es für zu „geschäftsmäßig“. Doch das amerikanische Self-Magazin blieb hartnäckig und bekam die Zusage. Anlässlich des Brustkrebsmonats im Oktober 1992 verteilte der Kosmetikriese Estée Lauder erstmals eine rosa Schleife an seinen Kosmetiktheken und setzte damit ein Zeichen der Hoffnung für Brustkrebspatientinnen. Mittlerweile nutzen viele nationale Brustkrebsorganisationen die rosa Schleife, die so sogar zu einer Marke geworden ist.

Seitdem sind Schleifen ein beliebtes Kampagnenmittel. Die Themen sind dabei sehr bunt gemischt. Auch in Deutschland. So verteilte der Reservistenverband der Bundeswehr 100.000 gelbe Schleifen unter dem Motto „Tu was für Dein Land“. Das war übrigens schon 2011. Auch Politiker trugen damals die Schleife, um den Soldatinnen und Soldaten zu zeigen, dass sie gesellschaftlich erwünscht sind. Die Idee zur gelben Schleife stammt übrigens angeblich aus dem amerikanischen Bürgerkrieg im 19. Jahrhundert.

Bunte Schleifen überall

Die Hessische Staatsregierung rief unter dem Motto „Schleife tragen, Danke sagen“ 2022 dazu auf, Rettungskräften mit einer blau-weiß-roten Schleife Respekt zu erweisen. Eine kleine blaue Schleife am Revers mit dem Hashtag „#WithRefugees“ – ist das Symbol des Weltflüchtlingstags des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR), der am 20. Juni begangen wird. Die rote Schleife steht für den Kampf gegen Aids und Vorurteile gegenüber HIV-positiven Menschen.

Doch auch wenig progressive Kräfte nutzen die Schleifen, um ihren Ideen Sichtbarkeit zu geben. So steht das orange-schwarz-gestreifte Sankt-Georgs-Band der Russischen Föderation für die Unterstützung der Politik Putins und der Unterstützung des Kriegs gegen die Ukraine.

Aus Schleifen werden Spenden

Doch wie wird aus einer Schleife eine Spende? Die norwegische Rosa-Sløyfe-Kampagne macht es vor. 2025 wurde diese Kampagne bereits zum zweiten Mal vom Norwegischen Fundraisingverband zur Kampagne des Jahres gewählt. Die Kampagne ist eine Kooperation zwischen der Norwegischen Krebsgesellschaft und der Brustkrebsgesellschaft und findet seit 1999 jährlich im Oktober statt. Ziel der Kampagne 2024 war es, 50 Millionen Norwegische Kronen (etwa 43 Millionen Euro) zu sammeln. Dieses Ziel wurde weit übertroffen. Trotz der geringen Bevölkerungszahl Norwegens von 5,5 Millionen Einwohnern kamen 67 Millionen Norwegische Kronen zusammen. 200.000 Schleifen wurden im Kampagnenzeitraum verkauft. Erstmals ausverkauft.

Der Grund für den Erfolg ist sicher, dass die pinke Schleife auch international bekannt ist. Außerdem läuft die Kampagne schon seit vielen Jahren kontinuierlich und hat immer weiter lokale Bekanntheit aufgebaut. Heute wissen 98 Prozent der norwegischen Bevölkerung, was die Schleife bedeutet. Außerdem sicherten sich die Verbände ein Exklusivrecht, was andere pinke Bänder ausschließt. Marit Sophie Egge, Kampagnenmanagerin seit 2005, nennt in einem Beitrag für den Newsletter der EFA aber auch noch andere Gründe:

  • Zusammenarbeit mit kommerziellen Partnern. 70 Prozent der Einnahmen stammen heute von Firmen. Die Reichweite wird durch die Zusammenarbeit enorm gesteigert
  • Authentizität: Die Kampagne setzt auf Menschen, Frauen (und einige Männer), die selbst betroffen sind und von ihren Erfahrungen berichten.
  • Weiterentwicklung: Die Kampagne läuft mehr als 20 Jahre. Wichtig war es, sie immer weiterzuentwickeln, aber auch an Bewährtem, wie der Farbe und der Schleife, festzuhalten. Wiederholungen sind manchmal besser als Neues.
  • Flankierende Events: In sechs Städten finden Rosa-Sløyfe-Sponsorenläufe statt, und Standwerbung gehört zum festen Repertoire.

Engagiertes Kampagnenteam mit klaren, abgegrenzten Zuständigkeiten Zum Schluss bringt es Egge auf den Punkt: „Im Grunde sind es also keine revolutionären, neuen Schlüsselfaktoren, die diese Spendenaktion so erfolgreich machen. Das Erfolgsgeheimnis ist schlicht und ergreifend gute Arbeit über einen langen Zeitraum!“

Bildquellen

  • Rosasløyfe: Steffen-Aaland

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